Um etwa 1900 richtete sich der Schmiedemeister Georg Wendeln (1879 – 1946) in der Nähe des väterlichen Hofes auf der Weide am Prozessionsweg in einem Unterstand für Pferde eine Schmiede ein. Seine Arbeit bestand zunächst hauptsächlich darin, die Pferde der Bauern aus dem Ort und auch aus der weiteren Umgebung zu beschlagen.
Die Hufeisen wurden einzeln fertig gekauft und für jedes Pferd entsprechend passend gemacht. Daneben wurden andere Arbeiten erledigt wie z. B. das Reparieren von Ackergeräten wie Eggen, Pflüge, Dreschmaschinen, das Löten von Kannen und Kesseln, das Anfertigen von eisernen Reifen für die hölzernen Räder der Ackerwagen, das Schmieden von Türscharnieren (Hespen) für größere Türen wie Stall- und Scheunentüren.
Später konnte Wendeln an der Hauptstraße ein Grundstück für den Bau einer Schmiede und eines Wohnhauses erwerben.
Ewald Wendeln, der heute 91-j. in Emstek lebt und dem wir diese Angaben verdanken, berichtete von einem furchtbaren Unglück, das seinen Vater um 1926 traf. Als der Pfarrer Anton Wempe zu Fuß von Emstek kommend auf einem „Versehgang“ (einem Schwerkranken die hl. Kommunion bringen) an der Schmiede vorbeikam, kniete der Vater, wie es zu jener Zeit selbstverständlich war, ehrfürchtig nieder. In dem Augenblick kippte ein glühender Eisenreifen um und schlug dabei auf den Kopf des Vaters. Danach war er halbseitig gelähmt und konnte seinen Beruf nicht mehr ausüben. Er konnte nur noch sehr beschwerlich gehen und in der Schmiede Anweisungen geben. Sein Sohn Georg (1909 – 1990) durfte deswegen schon mit 18 statt mit 21 Jahren die Meisterprüfung im Schmiedehandwerk machen.
In der Schmiede arbeitete auch sein Bruder Alfred (1912- 1978). Als Hufbeschlags Meister war er höchst angesehen. So ließen auch Turnierreiter ihre Pferde bei ihm beschlagen. Zwei Gesellen waren ebenfalls in der Schmiede tätig, zwei Lehrlinge befanden sich in der Ausbildung.
Mutter Wendeln versorgte den großen Haushalt mit acht Kindern und den Angestellten. Etwa 1926/27 wurde ein „Häökerladen“ (Kaufmannsladen) eröffnet, den die Tochter Frieda versorgte.
Im I. Weltkrieg wurde Georg Wendeln vorzeitig (im März 1918) auf Grund eines von der Gemeinde Emstek befürworteten Gesuchs der Bauerschaften Höltinghausen, Halen und Hoheging zur Arbeitsaufnahme in der eigenen Schmiede aus dem Militärdienst entlassen, da er der einzige Schmied im Ort und in der Umgebung war. Seine Arbeit, besonders das Beschlagen der Pferde und die Reparatur der Landmaschinen, war eine kriegswichtige und unbedingt notwendige Tätigkeit, denn ohne Pferde und Maschinen konnten die Bauern die notwendige Arbeit auf dem Lande nicht bewältigen (Chronik der Gemeinde Emstek, S. 520).
In den 50-er Jahren des vorigen Jahrhunderts nahm die Technisierung der Landwirtschaft stetig zu und verlangte vom Schmied immer neue technische Kenntnisse bei der Reparatur von z. B. Mähmaschinen, Selbstbindern, Dreschmaschinen und Treckern.
1949 brannte die Schmiede aus ungeklärter Ursache ab. Nach dem Neubau wurden in einem Anbau Gummiwagen für die Landwirtschaft gebaut. Außerdem bekam die Schmiede 1960 eine Tankstelle (bis etwa 1980) und einen unterirdischen Heizöltank. Bis etwa 1975 versorgte Schmied Wendeln die Ölöfen und Heizöltanks in Höltinghausen mit Heizöl, so u. a. auch die der alten Schule in Höltinghausen.
Bis 1975 wurde noch in der Schmiede gearbeitet. 2012 wurde die Schmiede abgerissen und das Grundstück verkauft, eingeebnet und eingefriedigt sowie mit Grassamen eingesät.
Anneliese u. Bernhard Grieshop