Tiere anderer Leute zu hüten ist einer der ältesten Berufe der Menschheitsgeschichte und seit jeher wenig lukrativ. Schon zu Zeiten Jesu ermöglichte die Arbeit des Hirten nur ein sehr bescheidenes Leben. Hirten wanderten mit der Herde und lebten abseits der Gesellschaft, auf dem Feld oder in Höhlen. Gleichzeitig war die Tätigkeit sehr verantwortungsvoll und erforderte rund um die Uhr Wachsamkeit und Fürsorge. Man kann sagen, dass Hirten soziale Außenseiter waren und dennoch: Ihnen erschien der Engel des Herrn, um die Geburt des Messias zu verkünden. Ihnen wurde die Ehre zuteil, den Sohn Gottes als erste sehen zu dürfen. Schon hier zeigt sich die besondere Nähe Jesu zu eher benachteiligten Menschen sowie die ausdrückliche Wertschätzung der Hirten: In späteren Jahren wird Jesus sich laut biblischer Überlieferung selbst als „guter Hirte“ bezeichnen, der bereit ist, sein Leben für seine Schafe zu geben. Auch Gottvater wird als Hirte beschrieben, da er sich den Menschen gegenüber fürsorglich und erbarmungsvoll zeigt. Große Herrscher nannten sich ebenfalls Hirten des Volkes, während wichtige Personen des Alten Testaments wie Abel, Moses und der spätere König David tatsächlich die Arbeit eines Hirten ausübten. Der Hirte spielt in der christlichen Religion also eine zentrale Rolle. Nicht umsonst wird der Pfarrer einer Gemeinde gelegentlich Pastor genannt (das lateinische Wort für Hirte) und trägt der Bischof einen (Hirten-)Stab.
Vor diesem Hintergrund sind auch die Hirtenfiguren der Höltinghauser Krippenlandschaft zu sehen. Zusammen mit ihren Schafen und Hunden nehmen sie den größten Raum zwischen Jerusalemtor und Stubbenstall ein. Über die gesamte Fläche verteilt, befinden sie sich in Bewegung: Mal auf dem Weg zum Jesuskind, mal ihm unmittelbar am Stall huldigend oder abseits am Lagerfeuer. Drei der Hirtenfiguren fallen besonders auf: Wie die heiligen drei Könige sind sie in unterschiedlichen Lebensphasen dargestellt, repräsentieren jedoch das einfache Volk – sozusagen die Gemeinde. Ihre Gesichtszüge sind nicht weniger individuell gefertigt als die von Caspar, Melchior und Balthasar und diesen teilweise sogar recht ähnlich. Nur Kleidung und Hirtenstock unterscheiden sie von ihrem herrschaftlichen Pendant. Seit 2024 gehört auch ein älterer Hirte mit Lamm auf dem Schoß zu dieser Gruppe, der voller Fürsorge für sein Tier den „guten Hirten“ verkörpert.
Zudem gehören die Figuren einer Frau und zweier Kinder zur Darstellung der einfachen Leute, so dass alle Geschlechter und Altersstufen miteinbezogen werden. Wie die Könige möchten auch sie dem neu geborenen Christuskind Geschenke darbringen. So trägt die Frau lächelnd einen Korb, der mit Äpfeln gefüllt ist. Als Symbol verweist der Apfel einerseits auf den Sündenfall, gleichzeitig ist in ihm die Hoffnung auf Erlösung enthalten, die durch Jesu Geburt ihren Anfang nimmt. Das Mädchen hat als Gabe Blumen in ihrem Korb – als Ausdruck der Freude über die Geburt Jesu sowie als Frühlingsbote, der den Beginn einer neuen Religion ankündigt. Der Hirtenjunge wiederum spielt dem Jesuskind mit seiner Flöte ein Lied. Er selbst ist wie die übrigen Hirten mittellos, aber guten Willens Christus eine Freude zu bereiten. Außerdem kann die Musik als Mittel der Kommunikation mit Gott verstanden werden, als Lobpreis oder himmlischer Funke. Beim Gedanken an die heilige Nacht und den Chor der Engel über dem Hirtenfeld fällt es leicht, mit einzustimmen: „Gloria in exelsis deo“.
Der alte Hirte Ausmalbild

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Alter Hirte |
Bekleidung |
Einfache Kleidung in gedeckten Farben und grob gewebten Stoffen. Einfaches Schuhwerk und Hirtenstab. |
Charakteristika |
Ausgeprägte, klare Gesichtszüge; langer, weißgrauer Bart und Haarkranz.
Ausdruck in Gesicht und Körperhaltung lassen ihn trotz des offensichtlich fortgeschrittenen Alters und der einfachen Bekleidung stark und würdevoll erscheinen. |
Hirte stehend

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Hirte mittleren Alters |
Bekleidung |
Einfache Bekleidung in Naturtönen und grob gewebten Stoffen; Hirtenstab. |
Charakteristika |
Brauner Bart und volles Haar zusammen mit hageren Gesichtszügen und Stirnfalten verweisen auf das mittlere Alter des Hirten. Der Blick wirkt in sich gekehrt und nachdenklich. |
Alter Hirte sitzend mit Lamm

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Hirte, sitzend mit Lamm |
Bekleidung |
Einfache Bekleidung in Naturtönen und grob gewebten Stoffen, festes Schuhwerk. Kopftuch. |
Charakteristika |
Weißgrauer Bart und Stirnfalten weisen ihn als Mann im fortgeschrittenen Alter aus. Seine Finger umrahmen das auf seinem Schoß liegende Lamm, ohne es zu berühren. Sein zur Seite gehender Blick ist offen und aufmerksam. |
Der junge Hirte

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Junger Hirte, kniend |
Bekleidung |
Einfache Bekleidung in Naturtönen und grob gewebten Stoffen, barfuß. |
Charakteristika |
Glatte, feine Gesichtszüge verweisen auf sein jugendliches Alter. Er kniet am Lagerfeuer mit einem Bündel Feuerholz. |
Die Apfelmagd

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Apfelmagd |
Bekleidung |
Farbenfrohe Kleidung aus grobem Stoff; Sandalen. |
Geschenk/Symbolik |
Korb mit Äpfeln. Der (Granat-)Apfel verweist auf den Sündenfall und gilt als Symbol der Verführung. In ihm ist auch die Hoffnung auf Erlösung enthalten. Er steht für Fruchtbarkeit, Leben, Liebe und Ganzheit. |
Charakteristika |
Junges, heiter-freundliches Gesicht. |
Blumenmädchen

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Blumenmädchen |
Bekleidung |
Farbenfrohe Kleidung aus grobem Stoff; Sandalen. |
Geschenk/Symbolik |
Korb mit Blumen. Blumen als Frühlingsboten, Ankündigung einer neuen Religion. |
Charakteristika |
Mädchen, kindlichen Alters. |
Hirtenjunge mit Flöte

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Hirtenjunge mit Flöte |
Bekleidung |
Farbenfrohe Bekleidung aus grobem Stoff, Sandalen. |
Geschenk/Symbolik |
Flötenlied/ Musik. Zum Lobpreis und zur Verkündigung der frohen Botschaft. |
Charakteristika |
Junge, kindlichen Alters. |