Die Engel

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Über dem Stall, nahe des Sterns von Betlehem, ist Erzengel Gabriel zu sehen. Er überbrachte den Hirten die freudige Nachricht über die Geburt des Messias. Er war es auch, der der Jungfrau Maria verkündete, dass sie den Sohn Gottes gebären würde. Engel (vom griechischen „angelos“ abgeleitet) sind im eigentlichen Wortsinn Boten. Sie sind Wesen, die zwischen Mensch und Gott stehen und zumeist in geflügelter, menschlicher Gestalt abgebildet werden. Zwar tragen die bekannten Erzengel männliche Namen, allerdings sind sie keinem bestimmten Geschlecht zuzuordnen und wurden im Laufe der Zeit mal als jugendlicher Mann, mal als junge Frau dargestellt. Laut Buch des Propheten Daniel erschien der Erzengel Gabriel ihm als Mann, gekleidet in Leinen mit goldenem Gürtel. „Und sein Leib war wie ein Türkis und sein Gesicht wie das Aussehen eines Blitzes. Und seine Augen waren wie Feuerfackeln und seine Arme waren wie der Anblick von glatter Bronze. (Daniel 10,5- 9)“ Aus diesen Worten spricht die überwältigende Wirkung des himmlischen Gesandten und seiner überirdischen Kraft und Schönheit.
Und wie erscheint uns Gabriel – hier in der Höltinghauser Kirche? Aus der Entfernung kann der Krippenbesucher die Gesichtszüge nur schlecht erkennen. Betrachtet man die Engelsfigur jedoch aus der Nähe vermitteln eine prägnante Nase, eine breite Stirn und ausdrucksvolle Brauen über den strahlend blauen Augen einen männlichen Eindruck. Die geröteten Wangen und der geschwungene Mund sowie die mit einem Band zusammengehaltenen, vollen roten Haare verleihen dem Gesicht eine eher weibliche Note.

Die in einem weißen Gewand mit goldfarbener Schärpe gekleidete Figur mit den vergoldeten Flügeln ist insgesamt also androgyn gestaltet; eine geschlechtliche Zuordnung unwichtig. Vielmehr erscheint uns der Engel überirdisch kraftvoll und willensstark. Das Gesicht spiegelt die Ernsthaftigkeit der Verkündigung sowie die Würde und Besonderheit des Augenblicks.

Ganz anders die beiden musizierenden Engelchen, die das Spruchband mit den Worten „Gloria in exelsis Deo“ flankieren und mit Posaune und Harfe ausgestattet sind. Sie stehen stellvertretend für das himmlische Heer, das über dem Hirtenfeld den Lobgesang zu Ehren Gottes anstimmt. Als unbekleidete geflügelte Knaben, sogenannte Putten, wirken sie verspielt und niedlich, weit entfernt von der Ehrfurcht einflößenden Gestalt des Erzengels.
Diese Form der Darstellung geht zurück auf die antiken Eroten- bzw. Amordarstellungen und ist heute besonders durch die massenhafte Verbreitung der beiden Kinderengel von Raffaels Sixtinischer Madonna (1512/13) bekannt und beliebt. Hier am Stubbenstall verleihen sie der Szenerie einen fröhlich-heiteren Rahmen. Sie zeigen die Freude, die Gottvater über die Geburt seines Sohnes ebenso empfunden haben muss, wie Maria und Josef als irdische Eltern Jesu.

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