Es war schon ein paar Tage nach Weihnachten und die Familie hatte sich bei Oma und Opa versammelt, um Silvester und Neujahr zu feiern. Ben und Lena waren mit ihren Kindern aus dem Süden von Deutschland in den Norden gekommen. Alle hatten gemeinsam gefrühstückt und die Enkelkinder hatten den ganzen Tag miteinander im Spielzimmer getobt und gespielt. Jetzt schlägt Oma vor: „Lasst uns doch zur Kirche gehen und die Krippe anschauen!“. Die Begeisterung ist groß, denn es hatte den ganzen Tag geregnet und alle wollten gerne an die frische Luft. Also machte sich die Familie auf den Weg zur Krippe, die in der Kirche aufgebaut war.
„Wir müssen durch den Haupteingang gehen“, flüstert Opa, „das sieht immer stimmungsvoll aus, wenn man vom Dunkel ins Licht geht.“ Ben nickt. Tatsächlich, die aufgedrehten Kinder stürmen noch durch die Kirchentür, doch die wenig erleuchtete Kirche lässt die Kinder staunend stehen bleiben. „Uiii, ist das schön“, flüstert Marie und geht mit Paul langsam durch den langen Gang bis zur erleuchteten Krippe. Die vielen Lichter an den Tannen im Hintergrund der Landschaft und der große leuchtende Stern, der unter der Decke angebracht ist, lassen die Kirche weihnachtlich erstrahlen. Viele unterschiedliche Figuren stehen auf der Landschaft verteilt. Eine Zeit lang betrachten alle staunend die einzelnen Figuren. Da wundert sich Paul: „Schau mal Mama, Maria sieht genauso aus wie Maria in unserer Krippe zuhause! Die haben sogar das gleiche an! Warum ist das so?!“ Oma muss schmunzeln, die anderen Erwachsenen schauen sich ein wenig ratlos an.
Da erklärt Oma: „Die Farben, die Maria trägt, haben eine Bedeutung, wie so vieles in der Krippe.“ „Maria, befindet sich immer links in der Krippe. Maria trägt ein rotes Kleid, auch Gewand genannt. Die rote Farbe steht für ihre Liebe zu Gott. Zusätzlich trägt sie ein weißes und ein blaues Tuch. Weiß zeigt Marias Reinheit und blau ihre Treue zu Christus. Josef ist der Vater Jesu auf Erden, er stammt aus dem Volk Davids. Er steht immer rechts in der Krippe. Josef trägt ein braunes Gewand, es steht für seinen Beruf als Zimmermann. Jesus liegt zwischen seiner Mutter und seinem Vater auf Stroh und ist in einen Stoff aus Leinen gewickelt. Er kam in einem Stall zur Welt, weil in der Herberge kein Platz mehr für Maria und Josef war. Die Geburt von Jesus ist der Beginn einer neuen Religion, unserem Christentum.
„Schau mal, dort hinter Maria steht der Esel im Krippenstall“, sagt Lena. „Aber warum ist auch noch ein Ochse mit im Stall?“, fragt Paul. „Er gehört zu Josef“, antwortet der Vater. Opa weiß: „Esel sind geduldige und ausdauernde Tiere, die schwere Lasten tragen können. Diese Lasttiere sind anhänglich und geduldig. Diese guten Eigenschaften teilt der Esel mit Maria. Der Ochse und Josef teilen die Eigenschaften von Ruhe, Beständigkeit und Treue.
Da nimmt Oma Marie an die Hand: „Wer gefällt dir denn am besten?“ fragt Oma und Marie zieht sie zu einem kleinen Jungen mit einer Flöte am Mund. „Das ist ein Hirtenjunge. Er hat Jesus ein Lied vorgespielt, er ruft nun die Schafe mit seiner Flöte zusammen. Die Hirten gehören zur Zeit von Jesu Geburt zu den einfachsten Menschen. Sie tragen einfache grobe Kleidung und häufig nur Sandalen an den Füßen. Die Hirten wachen bei Ihrer Herde auf dem freien Feld. Zu diesen Menschen kommt der Verkündigungsengel und verkündet ihnen die Ankunft Jesu. In der Krippe stehen die Hirten für uns Menschen, die mutig zu Jesus in der Krippe eilen.“, erklärt Oma.
„Schau mal, das Mädchen mit den Blumen ist hübsch“, sagt Lena und zeigt auf eine weitere Figur in der Krippe. Oma erklärt: „In unserer Krippe gibt es auch noch ein Blumenmädchen, das Jesus ein Körbchen voller Blumen bringt und auch eine Hirtin. Sie bringt Jesus einen Korb mit Äpfeln. Die Frauen stehen für den Neubeginn und den Frühling, denn auch aus den Kernen eines Apfels wächst ein neuer Baum. Da deutet die Mutter auf die vielen Tiere in der Krippenlandschaft. „Wie viele Schafe findet ihr denn,“ fragt sie. „Ich zähle 14 Schafe!“ antwortet Paul nach einer Weile, „Es gibt aber auch ein schwarzes Schaf“, meint Marie daraufhin. „Was bedeutet das denn, Oma?“ „Das Schaf ist ein Herdentier, es ist bescheiden und geduldig. Das schwarze Schaf steht für die Menschen, die Jesus noch kennen lernen wollen.“
„Hört mal,“ sagt Lena, „der Bach plätschert aber ganz schön laut.“ „Ja“, erklärt Oma, “Wasser war damals wie heute sehr wichtig für das Überleben, in der Krippe symbolisiert ein Bachlauf das Leben,“ „Ui, das wusste ich ja alles gar nicht“, sagt Opa mit einem Mal verwundert. Doch Ben meint: „Es gibt noch viel mehr zu entdecken!“
Marie läuft daraufhin zum Anfang der Krippenlandschaft. Hier steht das große Stadttor von Jerusalem, vor dem die heiligen drei Könige ihr Lager aufgeschlagen haben. Die Sterndeuter sprechen mit Herodes und berichten ihm von dem Stern, dem sie folgen, um den neuen König der Juden zu begrüßen. Herodes hat Angst vor einem neuen König und bittet die Sterndeuter ihm zu berichten, wenn sie zurückkommen. Marie zeigt; an der ersten Tanne steht ein Stern und Oma nickt, „genau, das ist der Stern dem die Sterndeuter folgen. Sie sind in Begleitung eines Kameltreibers und eines großen und schwer beladenen Kamels, denn sie wollen dem neuen König Geschenke bringen. „Warum knien eigentlich so viele Personen in der Krippe?“, flüstert Ben zu Lena. „Maria und auch die Hirten und Könige machen sich klein vor Jesus,“ weiß Lena, „vor ihm ist keiner groß.“
„Oma, was weißt du denn über diese Sterndeuter?“, fragt Marie und schaut Oma erwartungsvoll an. „Was weißt du denn?“ fragt Oma zurück. Marie überlegt kurz und antwortet: „Im Kindergarten haben wir schon darüber gesprochen. Der eine heißt so, wie ein Junge in meiner Kindergartengruppe, aber die anderen Namen sind komisch.“ Oma schmunzelt. „Sie heißen Kaspar, Melchior und Balthasar. Melchior ist ein alter weißer Mann, er steht für Europa. Balthasar ist eher mittleren Alters stellt Asien dar. Kaspar ist jung und steht für Afrika, so ist die ganze Welt an der Krippe vertreten.“ Marie denkt lange nach, dann sagt sie: „In diesem Jahr darf ich bei den Sternsingern mitmachen. Wir sollen einen langen Spruch aufsagen und schreiben dann die Anfangsbuchstaben der Könige an die Hauswand. Das ist doch bestimmt kein Zufall, Opa, oder?“ Opa lacht: „Nein, bestimmt nicht!“ und beginnt zu erklären: „Die Könige sind alle sehr gut gekleidet. Sie tragen weiche und fließende Kleidung und sind mit viel Reichtum ausgestattet, den sie auch zu Jesus an die Krippe bringen.“ Dieser Teil der Weihnachtsgeschichte zeigt, dass für Jesus alle Menschen gleich sind, egal ob sie arm sind wie Hirten, oder reich wie die Sterndeuter, alle kommen zu Jesus und sind willkommen.
„Wofür steht denn dann der Segen, den die Sternsinger zu den Häusern bringen?“ fragt Paul ein wenig verwirrt. Da weiß Opa gut Bescheid, denn auch er war einmal Messdiener in der Kirche. Er erklärt: „Die als Könige verkleideten Messdiener bringen Gottes Segen von Haus zu Haus. Sie schreiben an die Hauswände 20*C+M+B+23.“ „Dies steht für „Christus Mansionem Benedicat“, das ist in einer Sprache namens Latein und heißt auf Deutsch „Gott segne dieses Haus“.
Da deutet Marie auf das rote Licht, das in der Krippe leuchtet. „Opa, warum ist dort ein rotes Licht in der Krippe unter dem Tannenbaum, so wie bei euch? Das ist doch gar nicht hell genug!“ Oma antwortet: „Das rote Licht im Krippenstall ist wieder ein Symbol. Als Messdiener weiß man bestimmt, dass in der Nähe vom Altar ein rotes Licht brennt.“ Ben nickt und deutet auf das rote Licht vor ihm, „es steht für die Anwesenheit Gottes“, sagt er, „Das Licht im Stall steht ebenfalls für die Anwesenheit Gottes, es soll allen Menschen zeigen, dass Gott bei uns ist“, weiß Oma.
„Warum gibt es eigentlich Engel in der Krippe?“ fragt Ben auf einmal. „Engel sind Gottes Boten“, antwortet Paul – „In unserer Krippe befindet sich ein Spruchband über dem Stall. Das Band wird von zwei Engel gehalten“, sagt Opa und zeigt Paul die Engel über dem Stall. Auf dem Spruchband steht „Gloria in excelsis Deo“, liest Opa vor. Das klingt nach diesem Lutein“, sagt Paul. Papa lacht und berichtigt: „Die Sprache heißt Latein! Aber du hast Recht. Übersetzt steht dort ‚Ehre sei Gott in der Höhe‘“.
Opa sitzt in der ersten Bank und blättert interessiert im Gästebuch, das an der Krippe liegt. „Schaut mal,“ sagt er zu den Enkeln, „wollen wir auch noch etwas in das Buch schreiben? Es macht Spaß darin zu blättern.“ Paul liest einige Einträge vor, dann überlegen sie gemeinsam, was sie in das Buch hineinschreiben wollen. Nachdem sie all ihre Entdeckungen in das Buch eingetragen haben, macht sich die Familie auf den Weg nach Hause – Es ist Abendbrotzeit.