Sehr großes Interesse fand jetzt die Veranstaltung „Wie wir überlebt haben“. Im vollbesetzten Kulturpavillon gab es sehr viele Besucher, die noch als Zeitzeugen das Kriegsende erlebt haben und die oftmals von Flucht und Vertreibung betroffen waren.
Zunächst wurden die Zahlen aus der erschütternden Bilanz des Zweiten Weltkrieges vorgetragen: Weltweit starben mehr als 60 Millionen Menschen, 6 Millionen europäische Juden wurden ermordet, tausende Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung, Andersdenkende sowie Homosexuelle wurden verfolgt und getötet. 17 Millionen Menschen gelten als verschollen. Die Rache der Sieger für millionenfaches Leid, das von Deutschen und ihren Helfern angerichtet worden war, begann im Herbst 1944. Etwa 14 Millionen Deutsche waren auf der Flucht oder wurden aus ihrer Heimat vertrieben.
Aus den Aufzeichnungen von Franz Blömer, ehemaliger Hauptlehrer in Höltinghausen, geht hervor, wie sich das Leben in Höltinghausen in den letzten Kriegsmonaten abgespielt hat und wie die Zeit der Besetzung erlebt wurde.
Frau Helgard Wiehe wurde 1947 mit ihrer Familie aus dem ehemaligen Königsberg vertrieben. Schon im Januar 1945 versuchte die Familie zu fliehen. Ziel war die „Wilhelm Gustloff“. Das Schiff wurde aber verpasst und die Familie kehrte im Frühjahr 1945 zurück in die Heimatstadt.Die „Wilhelm Gustloff“ sank auf ihrer Fahrt und fast 10000 Menschen fanden in der kalten Ostsee den Tod. In ihrer Autobiographie beschreibt Frau Wiehe den schweren Weg der Deportation im Jahre 1947.Hier waren Vergewaltigungen und Plünderungen an der Tagesordnung. Die Familie landete in einem Auffanglager in Erfurt und zog später nach Münster.
Siegfried Schwarzer berichtete über seine Kindheitserinnerungen während der Flucht und die Ankunft in der Nähe von Delmenhorst. Es gab gute Erinnerungen mit großer Hilfsbereitschaft, aber auch sehr schlechte Erfahrungen mit Menschen, die die Not der Geflüchteten für sich ausnutzten. Für die Kinder war es eine sehr aufregende und teilweise auch sehr gefährliche Zeit. Ein wichtiges Thema war immer wieder die Nahrungsbeschaffung.
Im abschließenden, teilweise sehr emotionalen Gespräch in der großen Runde beteiligten sich sehr viele Besucher und teilten ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit. Einige erzählten auch von der sehr guten Aufnahme in den Familien oder von der Hilfe Einheimischer während der Flucht. Viele haben auch heute nach über 70 Jahren noch Kontakt zu den Nachkommen dieser Familien.