Nach einem Bericht des Emsteker Heimatforschers Josef Alfers wurde 1696 in Höltinghausen eine Schule gegründet. Sie ist neben der Emsteker und der Bührener Schule eine der ältesten in der Gemeinde Emstek.
1682 hatte der Pastor Lübbermann seiner vorgesetzten Behörde berichtet: Außer im Dorfe Emstek befindet sich noch eine Schule in Bühren. Wenn die Obrigkeit es wünscht, werde ich auch in dem entlegenen Ort Höltinghausen eine Schule anordnen.
Erster Lehrer und vermutlicher Gründer der Schule war Dirk Grobmeyer. In den Wirren jener Zeit wurde der Pastor Feuerborn aus Großenkneten vertrieben; Küster Grobmeyer hat sich nach Meinung von Alfers „schon eher freiwillig fortgemacht“ oder ist ebenfalls vertrieben worden. Er starb 1742 im Alter von 74 Jahren.
Nach Gründung der Schule besuchten neben den Kindern aus Höltinghausen auch die Kinder aus Halen und Lethe die Schule. Unterricht für die 50 Kinder war laut einem Visitationsprotokoll von 1784 nur im Winter.
Der Schuldienst in Höltinghausen blieb dann eineinhalb Jahrhundert in der Familie Grobmeyer, eine wohl einmalige Erscheinung. Ein Bericht aus dem Jahre 1772 besagt:
„In Höltinghausen ist Jakob Grobmeyer Lehrer seit 1741, 56 Jahre alt, rechnet und schreibt gut; 48 Kinder. Das Schulgebäude gehört dem Kirchspiel und wird auch von diesem unterhalten, ausgenommen ein Fach (Anm.: Zimmer), das der jetzige Schulmeister angebaut hat, weil es zu klein gewesen. Schulgeld 24 Grote.“
1828 wurde ein neues Schulgebäude mit Lehrerwohnung errichtet. Es handelte sich dabei um einen Fachwerkbau im Stil alter Bauernhäuser. Hinter der Schule hing in einem kleinen Turm eine Glocke. Morgens, mittags und abends läutete der Lehrer zum Angelus; eine Kirche gab es in Höltinghausen noch nicht.
Zu dieser Zeit betrug das jährliche Einkommen einschließlich aller Naturalleistungen etwa 42 Taler. Durch die „verordnungswidrige Trennung der Haler Schuljugend von der Höltinghauser“ im Jahre 1826 verminderte sich das Schulgeld für den Lehrer „um das Doppelte“.
Das jetzige alte Schulgebäude an der Kirchstraße wurde 1906 gegenüber dem Altbau als zweiklassiges Schulgebäude mit einer Wohnung für den Schulleiter und einer kleinen Wohnung im Obergeschoss für den „Nebenlehrer“ gebaut. Zur Lehrerwohnung gehörten auch eine Waschküche sowie ein Stall für Hühner und Schweine. Die neue Schule wurde schon damals als der geschmackvollste Schulbau im Münsterland angesehen. Auf dem Dach des Schulgebäudes befand sich ein wuchtiger Turm mit einer Kupferkugel, in der die Glocke hing. Später wurde der Turm durch einen Sturm stark beschädigt; nach der Reparatur wurde die Kuppel nicht wieder aufgesetzt. Seit 1980 ist das Gebäude im Besitz der Familie Nordmann.
1956 wurden zwei weitere Klassen mit je einem Gruppenraum gebaut. Die Schülerzahl hatte sich durch den Zuzug zahlreicher Familien erheblich vergrößert. Ab dem Schuljahr 1962 war die Schule vierklassig. Von 1972 bis 1980 führte sie eine Vorklasse. Im Zuge der Zentralisierungsmaßnahmen wurden die sogenannten „Zwergschulen“ (ein- und zweiklassige Volksschulen) aufgelöst. Die Schüler der aufgelösten Schulen in Hoheging und der Ev. Schule Halen-Höltinghausen kamen nach Höltinghausen. Durch die Einführung der Orientierungsstufe für die Klassen 5 und 6 in Ort Emstek wurde die Volksschule Höltinghausen eine Grundschule für die Schüler der Klassen 1 bis 4.
Die jahrelangen intensiven Bemühungen, besonders auch des Elternrates und der Höltinghauser Ratsmitglieder, wurden durch einen Neubau an der Hauptstraße belohnt. Am 7. Januar 1980 konnte der damalige Schulleiter die Schüler und das Lehrerkollegium in der neuen Schule begrüßen.
Schülerzahlen in Höltinghausen 1772 – 1960
1772 48 Kinder
1784 50 Kinder
1834 63 Kinder
1855 72 Kinder
1888 56 Kinder
1902 87 Kinder
1914 92 Kinder
1919 114 Kinder
1943 166 Kinder
1960 123 Kinder
Lehrer- und Schulleiterverzeichnis der Schule Höltinghausen ab 1703
1703 Dirk Grobmeyer, verstorben 1742
1741 Jakob Grobmeyer, verstorben 1779 im Alter von 64 Jahren
1784 Jakob Grobmeyer
1834 H. Grobmeyer
1844 Theodor Grobmeyer, zuvor Lehrer in Halen
bis 1888 Bernard Karnbrock, verstorben am 25. Februar 1894
1888 – 1891 Reinhard Stuhr
1891 – 1920 Anton Boving, verstorben am 24. Juni 1920
1920 Gertrud Becking als Aushilfe
1906 – 1915 Hermann Kalvelage
1916 Josef Bünker und Maria Feldhaus als Aushilfe
1919 Maria Vogel als Aushilfe
1919 – 1923 Hermann Kalvelage
1920 – 1934 Anton Bokern, Schulleiter
1923 – 1924 Josef Pölking
1925 Josef Holling
1934 – 1939 Anton Sommer, Schulleiter
Vertretungen:
1926 Friedrich Wübbolt
1931 Heinrich Zumbrägel
1931 – 1935 Otto Pölking
1934 Joh. Sieverding, gefallen 1942
1937 Clemens Bramlage
1938 Johannes Meyer als Aushilfe, vermißt 1945
1938 – 1939 Bernard Kolbeck, gefallen 1944
1939 Aloys Kuper
1939 Fräulein Nuxoll
1941 Windeler
Fortführung des Lehrerverzeichnisses:
1939 – 1960 Franz Blömer, Schulleiter
1945 Joh. Funke
1947 – 1956 Johannes Klamt, tödlich verunglückt am 24. September 1956
1947 – 1949 Aloys Kellner
1949 – 1953 Hannelore Meiners
1953 – 1955 Thekla Kötter
1956 – 1962 Gottfried Hollah
1956 – 1963 Theodor Klinker
1960 – 1966 Johannes Koopmann, Schulleiter
1961 – 1966 Monika Hilgefort
1962 – 1963 Roswitha Piontek
1962 – 1963 Franz Almes
1963 – 1986 Johann Janßen
1963 – 1966 Mechthild Schweer
1965 – 1966 Gisela Alfers
1965 – 1966 Ruth Brinkhaus
01. 04. 1964 Anni Lübbe, geb. Thölking bis 31. Juli 1970
01. 12. 1966 Bernhard Grieshop, Schuleiter bis 31. August 1991 Ruhestand
01. 12. 1966 Anneliese Grieshop bis 31. August 1991 Ruhestand
01. 08. 1968 Willy Ruhe, bis 31. Januar 1978
01. 08. 1972 Monika Götting, geb. Hilgefort bis 31. Juli 1980 (Vorklasse)
01. 08. 1972 Monika Götting, geb. Hilgefort (Grundschule)
01. 02. 1975 Hanno Klier bis 31. Juli 1980
01. 02. 1978 Christa Gaschemann
01. 08. 1984 Elisabeth Haske
01. 08. 1986 Marianne Sander
01. 08. 1986 Elisabeth Landwehr
Lehreranwärter:
01.05.1981 – 31.10.1982 Elisabeth Sieverding
01.05.1982 – 03.11.1983 Theresia Westerhoff
01.05.1983 – 31.10.1984 Gisela Tebbe
01.11.1983 – 30.04.1986 Hildegard Feldhaus
01.11.1985 – 30.04.1987 Hiltrud Thien
Abordnungen:
Juni 1964 – 31. 07. 1969 Maria Rahenbrock (Handarbeit)
01. 08. 1969 Josefa Heselmeyer geb. Koldehoff (Textiles Gestalten)
01. 08. 1972 – 31. 07. 1977 Ursula Malcharek geb. Rehm (Erzieherin, Vorklasse)
01. 08. 1975 Renate Linnemann (Ev. Katechetin)
01. 08. 1976 – 31. 07. 1978 Telse Feil (Sport/Schwimmen)
01. 08. 1979 Telse Feil (Sport/Schwimmen)
Friedensunterricht im I. Weltkrieg
(siehe Johannes Ostendorf 1925, Die Gemeinde Emstek und der Weltkrieg Seite 278)
Bis zum Januar 1915 hatte Höltinghausen Friedensunterricht. Nach Versetzung des Unterklassenlehrers Hermann Kalvelage nach Bühren übernahm Hauptlehrer Anton Boving beide Klassen und hat sie, abgesehen von 3 ganz kurzen Aushilfen durch Lehrer Joseph Bünker aus Steinfeld (18. – 21.11.1916) und Lehrerin Maria Feldhaus, Halen (06.04.1917 – 28.06.1917) und Lehrerin Maria Vogel, Cloppenburg (01.01 – 01.04.1918) die ganze Kriegszeit behalten.
Die Unterrichtszeiten lagen für die Oberklasse: Montags, Dienstags, Donnerstags, Freitags im Sommer von 7 ½ – 10 ½, im Winter von 8 ½ – 11 ½; Mittwochs und Samstags im Sommer von 7 ½ – 9 ½, im Winter von 8 ½ – 10 ½ Uhr.
Für die Unterklasse: Montags, Dienstags, Donnerstags, Freitags im Sommer 1 ½ – 4, im Winter 1 ½ – 4; Mittwochs und Samstags im Sommer von 9 ½ – 11 ½, im Winter von 10 ½ – 12 ½ Uhr.
Handarbeitsunterricht wurde von Frl. Bernhardine Boving am Mittwoch und Samstag von 10.40 – 12.10 gegeben. Für den Sommer 1916 war, um den größeren Kindern einen freien Samstag für die Haus- und Feldarbeit zu geben, folgende Verteilung:
Oberklasse: Montags, Donnerstags von 7 ½ – 11; Dienstags, Freitags von 7 ½ – 10 ½ ; Mittwochs von 7 ½ – 9 ½ Uhr.
Unterklasse: Montags, Dienstags, Donnerstags, Freitags 1 ½ – 4; Mittwochs 9 ½ – 11 ½ ; Samstags 7 ½ – 10 ½ Uhr.
Mit dem 11. 01. 1919 trat Kalvelage wieder in Höltinghausen ein, und es herrschte damit regelrechter Unterricht. Kalvelage quittierte zum 1. 05. 1923 den Schuldienst und ist Zeller in Halen; sein Nachfolger wurde Joseph Pölking, bis dahin in Varrelbusch. Hauptlehrer Boving starb nach fast 30jähriger Tätigkeit in Höltinghausen am 24. Juni 1920; Nachfolger wurde der aus den Ostmarken vertriebene Hauptlehrer Anton Bokern, gebürtig aus der Gemeinde Lohne.
Literatur.
1. Rainer Kilian; Chronik der Gemeinde Emstek, 1987
2. Bernd Grieshop/Heinz Janßen; Unser Höltinghausen (Manuskript, 1980/88)
3. Josef Alfers; Zeitungsartikel, o.J.
4. Johannes Ostendorf; Die Gemeinde Emstek und der Weltkrieg
Bernd Grieshop