Einen sehr interessanten, informativen und auch lustigen Sonntagnachmittag erlebten die 35 Höltinghauser/innen, die der Einladung des Heimatvereins zu einer Informationsfahrt durch die Gemeinde Molbergen gefolgt waren. Kein Wunder, denn als Gästeführer fungierte drei Stunden lang Bürgermeister Ludger Möller, der in seiner unnachahmlichen Art Informationen aus allererster Hand mit viel Humor, aber auch im Klartext – und dann auch noch auf plattdeutsch – lieferte.
Die Gemeinde Molbergen, mit rund 8000 Einwohnern, ist in den letzten gut zwei Jahrzehnten zwar nicht größer als 102 Quadratkilometer geworden. Die Bevölkerung allerdings ist um gut ein Viertel angewachsen, vor allem durch den überaus starken Zug von Spätaussiedlerfamilien aus der früheren Sowjethunion. Molbergen ist deshalb auch bundesweit die jüngste Gemeinde mit einem Anteil von mehr als 43 Prozent der Einwohner unter 30 Jahren. Die meisten dieser neuen Bürger gehören zur freien Evangeliums-Christengemeinde, landläufig Pfingstler genannt. Naheliegend, dass der erste Weg der Gäste vom Rathaus zum Gemeinde- und Bethaus dieser Glaubensgemeinschaft führte. Pfarrer Waldemar Maier begrüßte die Gäste in diesem eindrucksvollen Bauwerk und betonte die totale Ausrichtung der Gemeinschaft auf das Evangelium. Eine Beliebigkeit im Glauben, die man sonst vielfach beobachten könne, gebe es hier nicht. Seine Gemeinde umfasst 2000 getaufte Mitglieder in verschiedenen örtlichen Gemeinschaften und Gemeinden der Region und insgesamt rund 5000 Menschen, da die Taufe erst im Alter von 18 Jahren stattfindet. Hochzeiten werden im Untergeschoss des Gemeindehauses, in einem riesigen Saal, gefeiert. Die dafür erforderlichen Arbeiten (Kochen, Bedienung usw.) werden alle ehrenamtlich von Gemeindemitgliedern erbracht.
Durch den überaus starken Zuzug vieler junger Familien, die überwiegend auch kinderreich sind, hat die Gemeinde Molbergen eine ganze Reihe von Neubaugebieten entwickelt, vorwiegend im Ort Molbergen selbst. Viele Aussiedler, die als Kinder nach Molbergen gekommen sind, haben heute selbst Familie und Kinder.
Während der anschließenden Rundfahrt durch die sieben Dörfer und Bauerschaften der Gemeinde ergänzte sich der Eindruck der Besucherinnen und Besucher von dem tiefgreifenden Wandel in der Bevölkerung um den Wandel in der wirtschaftlichen Struktur. Viele Bauernhöfe der ursprünglich stark landwirtschaftlich geprägten Gemeinde sind durch den Strukturwandel aufgegeben worden und haben dazu geführt, dass wesentlich weniger größere Betriebe das Bild in der Landschaft prägen.
Zusätzlich prägen Biogas-, Solaranlagen und auch Windräder das Bild der Landschaft. Molbergen hat sich zu einer Gemeinde der dezentralen Stromerzeugung entwickelt. „Molbergen hat die Ziele der Energiewende und die Klimaziele bereits erreicht“, so der Bürgermeister.
Der schnelle Strukturwandel zeigt sich auch im rasanten Anwachsen der gewerblichen Wirtschaft in der Gemeinde. Rund um den Hauptort Molbergen, aber auch in Peheim und Ermke, zeigen sich deutlich die Zuwächse, die viele neue Arbeitsplätze in die Gemeinde gebracht haben.
Alle diese in einem relativ kurzen Zeitraum eingetretenen Veränderungen in der Gemeinde „unter einen Hut zu bringen“, ist eine tägliche und dauerhafte Aufgabe der Gemeinde, des Rates und des Bürgermeisters, die nicht immer ganz einfach zu bewerkstelligen ist. Daraus machte Ludger Möller auch kein Geheimnis. Ein so umfangreicher Wandel in der Bevölkerung bringe natürlich auch Konflikte mit sich. Der Rat der Gemeinde Molbergen besteht aus 18 CDU-Mitgliedern (einschließlich Bürgermeister) und je einem Mitglied der SPD, der Grünen und einem parteilosen Mitglied.
Der Bildungsbereich umfasst Krippengruppen, mehrere Kindergärten, die Grundschulen in Molbergen und Peheim und die Oberschule in Molbergen.
Ein umfangreiches Vereinsleben prägt alle Gemeindeteile und sorgt so für ein gutes Gemeinschaftsleben in der Gemeinde.
Ein zunehmend sehr wichtiger Faktor ist inzwischen auch der Tourismus in der Gemeinde Molbergen, nicht nur durch den großen Freizeitpark LANDAL eines niederländischen Unternehmens in Dwergte, wo die Besucher die Baustelle des im Bau befindlichen Badesees besichtigen konnten. Dieser soll noch im Sommer in Betrieb genommen werden. Der Golfplatz liegt ebenfalls zum
großen Teil auf Molberger Gebiet. Sehr wichtig ist auch der Fahrradtourismus, der von den natürlichen Gegebenheiten der Landschaft mit Wald und Moorgebieten geprägt ist.
Im Namen der Besucher aus Höltinghausen bedankte sich Heinz Janßen vom Heimatverein für diese überaus interessante und spannende Rundfahrt durch die Gemeinde und ganz besonders dafür, „dass der Chef sich selbst mehr als drei Stunden Zeit genommen hat, um uns die Gemeinde zu zeigen und zu erklären“.